YouTube Kids – Dank COPPA bald die einzige App? (Einschätzung und persönliche Meinung)

Die Idee hinter dieser App ist wirklich gut. Eine eigene App für Kinder, die somit nur das sehen können, was wirklich für sie geeignet ist. Aber ist sie durch COPPA bald nicht mehr erforderlich oder gar im nächsten Jahr die einzige YouTube App?

In diesem Review gebe ich auch meine persönliche Meinung zu diesem Thema wieder. Ich bin kein Anwalt und kann daher auch keine rechtlich bindende Einschätzung oder Ratschläge geben.

Was unterscheidet YouTube Kids von der regulären App?

Wir müssen hier zwei Bereiche separat betrachten. Zum einen gibt es die inhaltliche Seite, zu der die Videos gehören und zum anderen die technische Seite, zu denen Jugendschutzfunktionen zählen.

  • Inhaltliche Unterschiede
    Die Videos auf YouTube Kids sind entweder speziell auf Kinder ausgerichtet oder behandeln familienfreundliche Themen. In der regulären App sind diese Inhalte ebenfalls zu finden.

    YouTube filtert ungeeigneten Content heraus. Das geschieht sowohl durch Algorithmen als auch durch menschliche Mitarbeiter. Letztere handeln auch durch das Feedback der Eltern. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass kein System perfekt ist und sich somit immer wieder mal ungeeignete Videos einschleichen können.

  • Technische Unterschiede
    Auf der technischen Seite gibt es weit mehr Unterschiede zur regulären App. Auch wenn die Inhalte in der Regel kindgerecht sind, können Kinder nicht unbegrenzt ihre Lieblingsvideos schauen. Eltern können ein Zeitlimit festlegen, um den Zugang zu beschränken.

    Während man in der regulären App Videos oder Kanäle als uninteressant einstufen kann, lassen sie sich über YouTube Kids blockieren. Dadurch erscheinen sie nie wieder, während uninteressante Inhalte immer wieder den Weg in die Vorschläge finden.

    Für Kinder unterschiedlichen Alters können bis zu 8 individuelle Profile angelegt werden. So können Videos und Kanäle den entsprechenden Altersstufen angepasst werden. Das Kind kann je nach Einstellung ausschließlich genehmigte Kanäle und Videos schauen oder darf auch selber nach Inhalten suchen. Ob dein Kind also nur Spielzeug und Cartoons oder auch Musik und Gaming schauen darf, liegt ganz bei dir.

Grundsätzlich könnte man an dieser Stelle bereits das Fazit schreiben, aber jetzt fängt es erst an, richtig interessant zu werden. Es gibt nämlich noch einen großen Unterschied zur regulären App. Zumindest in diesem Jahr noch. Von Kindern werden keine persönlichen Daten gesammelt und somit auch keine personalisierte Werbung angezeigt. Google hat sein Tracking, zumindest offiziell, auf ein erforderliches Minimum eingeschränkt. COPPA kann dies und vieles mehr künftig auch für nahezu alle Kanäle auf die gesamte YouTube Plattform bringen. Das hat enorme Auswirkungen sowohl auf die Content Creator als auch auf die Zuschauer.

Was ist COPPA?

Vermutlich hast du diesen Begriff in den letzten Tagen schon oft gelesen oder gehört, daher an dieser Stelle nur ein kurzer Umriss.

COPPA (Children’s Online Privacy Protection Act) soll Kinder unter 13 Jahren davor schützen, dass persönliche Daten über sie gesammelt werden, ohne dass deren Eltern zugestimmt haben. Beschlossen wurde das Gesetz 1998 und angewendet ab 2000. Damals ging es vorrangig um Namen, Adressen, Telefonnummern, E-Mail Adressen usw. Durch die rasant wachsende Werbewirtschaft wurden aber auch zunehmend andere Daten gesammelt. Dazu gehören besuchte Seiten, Vorlieben, Besuchsdauer, Suchbegriffe u.v.m
Um dem Rechnung zu tragen, wurde COPPA 2013 nochmals angepasst.

Warum wird COPPA erst jetzt angewendet?

Wird es nicht. Es ist bereits seit 6 Jahren gültig. YouTube hat sich allerdings aus der Verantwortung gestohlen, indem es keine Accounts unter 13 Jahren erlaubt. Es wurden dennoch Kinder als solche identifiziert, massiv Daten gesammelt und an Werbetreibende verkauft. Das hat die amerikanische Bundesbehörde FTC (Federal Trade Comission) geschluckt und Google gewähren lassen. Bis jetzt. Schlußendlich hat die FTC Google verklagt und nach einer Einigung eine historische Strafe von 170 Millionen Dollar verhängt. Zudem musste Google sicherstellen, dass solche Verstöße nie wieder vorkommen. Das machen sie, indem sie die komplette Verifizierung der Videos auf die Creator abgewälzt hat. Diese müssen ein Video als „speziell für Kinder“ kennzeichnen, wenn sie die folgenden, sehr vagen Kriterien erfüllen.

Auszug aus der YouTube Hilfe:

Gemäß den Leitlinien der FTC zu den COPPA-Bestimmungen ist ein Video in folgenden Fällen auf Kinder ausgerichtet und damit ein Video „speziell für Kinder“:

  • Entsprechend den unten beschriebenen Faktoren sind die Hauptzielgruppe des Videos Kinder.
  • Die Hauptzielgruppe des Videos sind zwar nicht Kinder, aber gemäß den unten beschriebenen Faktoren richtet sich das Video an Kinder.

Bei der Entscheidung, ob dein Kanal oder Video speziell für Kinder ist, solltest du unter anderem diese Faktoren berücksichtigen:

  • Das Thema des Videos (z. B. pädagogische Inhalte für Kinder im Vorschulalter)
  • Ob Kinder die beabsichtigte oder tatsächliche Zielgruppe des Videos sind
  • Ob im Video Kinder als Schauspieler oder Models auftreten
  • Ob im Video Figuren, Personen, Prominente oder Spielzeuge vorkommen, die für Kinder interessant sind; hierzu gehören auch Animations- oder Cartoonfiguren
  • Ob die im Video benutzte Sprache auf Kinder ausgerichtet und für Kinder verständlich ist
  • Ob das Video Aktivitäten zeigt, die für Kinder interessant sind, z. B. Rollenspiele, einfache Lieder oder Spiele, oder ob es Inhalte der Früherziehung behandelt
  • Ob im Video Lieder, Geschichten oder Gedichte für Kinder vorkommen
  • Andere Informationen, mit deren Hilfe du deine Zielgruppe besser bestimmen kannst, z. B. Erfahrungswerte bezüglich deiner Zuschauer

Wer einen eigenen Kanal betreibt, sollte sich diese Kriterien genau ansehen und wird schnell feststellen, dass irgendwas davon immer zutrifft. Das schlimme daran ist, dass es vollkommen ausreichend ist, wenn sich Teile des Videos mit einem dieser Regeln identifizieren lassen. Damit ist es als gesamtes Videos „speziell für Kinder“.

Welche Einschränkungen bedeutet COPPA?
Wer sich in den obigen Regeln wiederfindet und seine Videos entsprechend markiert, muss deutliche Einschränkungen in Kauf nehmen, die in manchen Fällen sogar existenzbedrohend sind.

  • Keine Kommentare mehr unter dem Video
  • Kein Community Tab
  • Keine personalisierte Werbung und damit der Verlust von rund 90% der Einnahmen
  • Keine Benachrichtigung der Abonnenten über neue Videos
  • Keine Möglichkeit das Video in eine Playlist zu speichern
  • Video später ansehen nicht mehr möglich
  • Die Videos erscheinen nicht mehr in den Empfehlungen
  • Die Suchfunktion listet diese Videos nicht mehr in den Ergebnissen

Man produziert also Videos, die keine Einnahmen mehr bringen, über die niemand benachrichtigt wird, die nicht mehr vorgeschlagen werden und auch nicht über die Suche erscheinen. Da kann man getrost auf die Kommentare verzichtet, weil diese Videos eh keiner mehr findet und ansehen kann.

Welche Strafen drohen durch COPPA?

Hier kann man fast schon froh sein, nicht in den USA zu wohnen. Wer dort Videos falsch deklariert, wird mit bis zu 42530 Dollar PRO VIDEO bestraft. Aber auch wenn wir nicht in den USA leben, geht COPPA nicht ohne Folgen an uns vorbei. YouTube ist ein amerikanisches Unternehmen und unterliegt damit amerikanischem Recht. Dieses muss es auf alle Teilnehmer anwenden, egal aus welchem Land sie kommen. Hat man ein Video nicht als „speziell für Kinder“ markiert und YouTube oder die FTC ist mit ihren Bots der Meinung, dass es für Kinder ist, dann gibt es Strikes, die zur Kanallöschung führen können.

Da die FTC schon mehr oder weniger angekündigt hat, direkt im kommenden Jahr ein Exempel zu statuieren, können wir gespannt sein, wen und wie viele YouTuber es betreffen wird. Werden diese schwammigen Regeln rigoros angewendet, haben wir bald vermutlich 2 YouTube Kids Apps.

Meine persönliche Meinung zu diesem Thema

Wie schon eingangs erwähnt bin ich kein Jurist und kann an dieser Stelle nur meine eigene Meinung zum besten geben.

Ich halte COPPA für vollkommen überzogen. Allein schon, sich sowas auszudenken muss ein gewaltiger Kraftakt gewesen sein. Die Initiatoren müssen definitiv studiert haben und kommen wahrscheinlich nicht von dieser Welt. Anders kann man sich diese Regeln nicht erklären.

Ein YouTuber steckt viel Zeit in seine Videos und benötigt Geld für sein Equipment oder die Produkte, wie Spielzeug, die er in seinen Videos vorstellt. Fällt dies weg, ist es für viele einfach nicht mehr wirtschaftlich. Wer hingegen nicht auf das Geld angewiesen ist, produziert seine Videos nicht mehr für ein Publikum, sondern für sein Schneideprogramm. Andere werden es kaum noch zu sehen bekommen. Da dürfte die Motivation schnell gen 0 gehen. Ich vermute daher, dass viele Kanäle bereits zu Beginn oder zumindest im Laufe des Jahres aufgeben werden. Spätestens wenn es Strikes hagelt, werden auch die Standhaftesten nicht mehr weiter machen wollen.

In der Folge gibt es nur noch Content, der definitiv für Erwachsene ausgerichtet ist. Und was machen dann unsere Kids? Verlassen sie YouTube und widmen sich ihren Spielsachen. Sicher nicht. Sie konsumieren dann alles, was eigentlich gar nicht für sie geeignet ist.

Ich kann absolut nicht mehr nachvollziehen, was in der Politik läuft. Diese Menschen leben in einer komplett anderen Welt und nicht in meiner. Mich nervt die DSGVO und die ganze Cookie Panik. Was glauben solche Leute, wie man den ganzen Content im Internet kostenlos anbieten kann? Ohne Werbung ist das alles nicht mehr möglich. Unsere Eintrittskarte in diese Welt sind unsere Daten. Wer diesen Preis nicht zahlen will, der soll sich einfach vom Internet fern halten und nicht die große Mehrheit mit immer mehr Regulierungen drangsalieren. Niemand zwingt sie, ins Internet zu gehen. Wenn ein Kind das alles nicht sehen soll, dann lässt man es nicht an den Rechner und drückt ihm auch kein Smartphone oder Tablet in die Hand.

Man schickt seine Kinder ja auch nicht alleine in die Stadt und verlangt dann von den Behörden, alle 2 Meter Ampelanlagen aufzustellen. Nur damit das Kind jederzeit, wann es gerade Lust hat, die Straße überqueren kann. Es gibt diese Stellen, an denen es die Straße überqueren kann und es liegt an den Eltern, die Kinder an die Hand zu nehmen und es ihnen zu zeigen.

(850554) – Durchschnittliche Bewertungen: 4,4
[Download für Android via Google Play Store]
[Download für iPhone/iPad via Apple App Store]

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen